SJ 2020/21 02 Unterwegs zum Gotthard
Die Anreise und das Depot Erstfeld
Mit einem grossen Rucksack bepackt traf sich die Klasse 4a des Schulhaus Lücken inklusive der drei Lehrpersonen am Montagmorgen im Schulzimmer. Gemeinsam stimmten wir uns noch einmal in die Thematik ein, welche uns durch die nächsten zwei Tage begleiten würde: Unterwegs zum Gotthard. Nach der Morgenpause brachen wir auf. Mit dem Zug fuhren wir bis Erstfeld, wo wir von unserem Guide Madlen empfangen wurden. Mit ihrer offenen und warmherzigen Art gelang es ihr sofort, die Aufmerksamkeit der Kinder zu wecken. Sie führte uns zuerst zum Depot SBB Historic, wo wir von Pascal willkommen geheissen wurden. Dieser erzählte uns von den Lokomotiven im Depot und ihren Funktionen und vom neuen Gotthard Basistunnel. In einem Experiment mit Muskelkraft lernten die Kinder den Vorteil von Rädern und Schienen kennen. «Nur» zwei Mädchen brauchte es, um einen ganzen Personenwagen mitsamt der Klasse auf den Schienen voranzuschieben.
Auf Dem Bauernhof der Familie Z’Graggen
Unsere nächste Destination war der Bauernhof der Familie Z’Graggen. In der nachgebauten Sust durften wir uns einquartieren und wurden ausgiebig verpflegt. Als unsere Bäuche gefüllt waren, stellte sich der Familienvater Wisi Junior vor. Mit der Unterstützung seiner Familie meistert er, trotz seines schweren Unfalls bei dem er beide Arme verlor, den ganzen Hof mit viel Leidenschaft und einem bewundernswerten Optimismus. Nachdem uns Wisi seine Regeln am Hof klar kommuniziert hatte, zeigte er uns seinen Betrieb und erzählte von seinem Beruf als Bauer und die Rolle der Nutztiere.
Anschliessend lernten die Kinder etwas über die Transportmittel über den Gotthard im Laufe der Zeit und über die Güter, welche auf verschiedenste Weisen transportiert wurden und immer noch werden. In diesem Zusammenhang ermahnte Madlen die Kinder auch sich darauf zu achten, woher die Sachen kommen, welche wir in unserem täglichen Leben konsumieren und welchen Weg sie schon hinter sich haben, bis sie bei uns in den Einkaufsregalen landen.
Schliesslich ging es darum, sich auf den nächsten Tag vorzubereiten:
Zwei Gruppen kümmerten sich um die Ladung der Maultiere. Die einen mussten die Ladung wägen und in die Säcke abpacken, während die anderen die Waren mit Feder und Tinte auf dem Lieferschien dokumentierten. Schliesslich überlegten sie sich, wie sie das Gewicht auf den Maultieren sinnvoll verteilen könnten.
Vor ein paar hundert Jahren gab es noch keine Designerportemonnaies. Deshalb bastelte eine Gruppe mit Leder und Schnur einen Klassensatz von praktischen Geldbeuteln wie sie die Säumer damals hatten.
Die restlichen zwei Gruppen kümmerten sich um das Essen. Während die eine Gruppe das Abendessen über dem Feuer kochte - Hirsotto und Burger – bereitete die andere den Proviant für den nächsten Tag vor. Sie kneteten den Teig für das Fladenbrot und füllten Dexterli, Käse, Haselnüsse und gedörrte Aprikosen in die Beutel.
Nachdem wir uns alle die Zähne geputzt hatten, trafen wir uns im Schlafzimmer der Jungen und Madlen erzählte uns als gute Nacht Geschichte die Sage des «Aschwanden Brosi». Seiner Geschichte würden wir am nächsten Tag auch noch einmal begegnen. Dann verabschiedete sie sich von uns und es kehrte Ruhe ein in der Sust.
Unterwegs wie die Säumer
Am Dienstag begann unser Tag schon morgens früh um 5 Uhr. Noch etwas verschlafen nahmen wir das Frühstück zu uns und dann gingen die Kinder zusammen mit Hansueli – unserem Führer für diesen Tag – die Maultiere Zorro und Baltasar, genannt «Bäsche», von der Weide holen. Während die Lehrpersonen die Unterkunft fertig aufräumten, mussten die Kinder die Tiere striegeln, füttern und schlussendlich beladen. Nach einer kurzen Instruktion seitens Hansueli betreffend der Maultiere, machten wir uns auf den Weg nach Silenen. Abwechselnd führten die Kinder unsere Lasttiere. Es war nicht immer ein leichter Weg und zum Teil erforderte es etwas Geschicklichkeit, die Tiere zwischen den schmalen Mauern durchzuführen oder sich nicht von ihnen austricksen zu lassen. An der Riedligasse war der Weg so schmal, dass die Maultiere zwischen den Steinmauern nicht mit der Ladung passieren konnten. Also mussten die Kinder die ganze Ware von den Maultieren abladen und selbst Hand anlegen. Erst am anderen Ende des Nadelöhrs konnte die Fracht wieder den Mulis aufgeladen werden. Unterwegs legten wir Pausen ein, in denen wir wie die Säumer unseren am Vortag zubereiteten Proviant verspeisten. Die scheinbar magere Mahlzeit erwies sich als äusserst nahrhaft und schien auch bei den Kindern gut anzukommen.
Nach einem rund dreistündigen Fussmarsch kamen wir etwas erschöpft aber glücklich in Silenen an. Zwischen dem Meierturm und der alten Sust von Silenen war ein Brunnen gelegen wo wir die Mulis entluden und unsere Ware ausbreiteten. In einer kurzen Pause konnten wir den Meierturm besichtigen. Anschliessend kam Bauer Wisi und nahm die Ware wieder entgegen. Er kontrollierte mit dem Lieferschein, ob noch alles da war.
Nun war es an der Zeit, sich von unseren treuen tierischen Begleitern, Hansueli und Gastgeber Wisi zu verabschieden. Müde und erschöpft, aber mit vielen interessanten, neuen Eindrücken machten wir uns auf den Heimweg.
Lara Kramer, Praktikantin
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